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Energieeffizient und platzsparend: die neue iSIM
Miniaturisierung und Energieeffizienz sind und bleiben wichtige Trends in der Elektronik. Geräte im Internet der Dinge können dann möglichst klein gestaltet werden und laufen ohne externe Stromversorgung lange. Die iSIM bringt diese Entwicklung für Mobilfunk-Konnektivität auf eine neue Stufe. Giesecke+Devrient, Technologiepartner von O2 Telefónica, zählt zu den wichtigen Treibern dieser Entwicklung. Die Redaktion sprach mit Steffen Steinmeier, Director, Head of EMEA IoT and Automotive Sales bei Giesecke+Devrient und Mann der ersten Stunde der iSIM-Entwicklung.
Steffen Steinmeier, Director, Head of EMEA IoT and Automotive Sales bei Giesecke+Devrient (Quelle: Linkedin)
Redaktion: Wie ordnet sich die iSIM in die Reihe der SIM-Karten ein?
Steinmeier: Bisher waren vor allem die SIM-Karten in den verschiedenen Größen bekannt, die als Chip beispielsweise in Smartphones gesteckt werden. Die embedded SIM, kurz eSIM, ist als Chip fest im Gerät verlötet. Mit der iSIM löst sich die separate Komponente der SIM-Karte auf und wird vollständig in den Baseband-Chip des Modems integriert, welches für die Datenkommunikation sorgt.
Redaktion: Worin liegen die Vorteile der iSIM?
Steinmeier: Die iSIM reduziert die Komplexität von Mobilfunkkomponenten, die beispielsweise in IoT-Geräten verbaut werden. Das macht es zum einen Geräteherstellern einfacher, ihre IoT-Anwendung zu entwickeln – sie brauchen sich nicht um Platz und Integration der SIM-Funktionalität in ihre Leiterbahnen zu kümmern. Damit können sie ihre Geräte noch kleiner designen. Ganz wesentlich für die Anwendung ist der Vorteil der iSIM, dass sie insgesamt weniger Energie benötigt als herkömmliche Lösungen mit separater SIM. Die iSIM verbessert also die Energieeffizienz der Anwendung und damit die Nachhaltigkeit und Laufzeit von IoT-Geräten.
Redaktion: Giesecke+Devrient ist kein Modemhersteller. Welche Rolle spielt G+D bei der iSIM?
Steinmeier: Wir stellen Chipherstellern wie Sony Semiconductors das entsprechende Know-how zur Verfügung, damit sie die iSIM in ihre Modemchips integrieren können. Wir bringen unser Know-how aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung im SIM-Karten-Geschäft ein. Dabei steht das Thema Sicherheit ganz wesentlich im Fokus. Wir ermöglichen, dass die iSIM genauso sicher für den Schutz der Mobilfunkverbindung sorgt wie andere SIM-Lösungen. Wir prüfen die Funktionalität nach denselben Maßstäben in unseren Laboren. So stellen wir sicher, dass die Einbuchung ins Mobilfunknetz und der Schutz der Verbindung dem entsprechen, was wir von einer sicheren Mobilfunkverbindung erwarten.
Redaktion: Haben Sie ein paar Anwendungsbeispiele, bei denen die iSIM zum Einsatz kommen kann?
Steinmeier: Grundsätzlich lässt sich die iSIM in allen Anwendungsbereichen des Mobilfunks, insbesondere für IoT-Anwendungen einsetzen. Gerade wenn es auf geringe Größe und lange Laufzeit ankommt, kann die iSIM ihre Vorteile ausspielen. Beispielsweise in der Logistik: Wenn Track & Trace, also Warenverfolgung in Echtzeit direkt vom Versandgut gewünscht ist, braucht man möglichst kleine, preiswerte Kommunikationsmodule, die per Mobilfunk Bearbeitungsort und -zustand des Versandgutes melden können. Oder Parkplatzsensoren müssen möglichst lange mit der eingebauten Batterie funktionieren – hier kommt es auf jeden Prozentpunkt an, den man an Energieeffizienz erzielen kann, damit nicht ständig der Energiespeicher auswechselt werden muss. Die iSIM ist aber auch sinnvoll beispielsweise in Haustier-Trackern.
Grundsätzlich kann die iSIM ihre Vorteile selbstverständlich ebenfalls in Smartphones und Wearables ausspielen. Hier kommt es sehr auf Verkleinerung, Platz und Energieeffizienz an.
Einer der vielen Anwendungsfälle für die iSIM: Smart Building (iStockphoto: runna10)
Redaktion: Die Einsatzszenarien klingen nach vielen IoT-Geräten, die auf überschaubar großen Geländen eingesetzt werden. Ist damit die iSIM so etwas wie ein Enabler für Massive-IoT, bei dem viele Tausende von Geräten in einer 5G-Funkzelle kommunizieren können?
Steinmeier: Die iSIM unterstützt 5G und damit selbstverständlich alle Vorteile dieser Mobilfunkgeneration. Dazu gehört dann auch die Möglichkeit, Hunderttausende von Geräten in einer Mobilfunkzelle zu betreiben. Wenn man dann über den Einsatz von energieeffizienten Geräte nachdenkt – in Smart-Building beispielsweise Sensoren an Fenstern und Türen, Temperaturfühler, die ganze Vernetzung eines intelligenten Gebäudes, die möglichst lange ohne externe Energiequelle funktionieren soll –, dann kommt schnell eine große Zahl von IoT-Geräten zusammen. Das gilt insbesondere in städtischen Gebieten mit vielen Gebäuden in der Nachbarschaft. Da kommen 5G-Qualitäten für Massive-IoT zum Tragen. Die iSIM macht die vielen Geräte klein und effizient – und damit wirtschaftlich im Einsatz, was wohl eine wesentliche Voraussetzung für Massive-IoT ist.
Die iSIM ermöglicht aber auch den Fallback in Mobilfunknetze der älteren Generationen, wenn etwa kein moderneres Netz zur Verfügung steht – dann natürlich mit den Eigenschaften dieser Mobilfunktechniken. Zudem werden auch Schmalband-IoT-Netzwerke wie NB-IoT und LTE-M unterstützt.
Redaktion: Was kommt auf die Anwender von Geräten mit iSIM zu, was verändert sich?
Steinmeier: Für die Anwender ändert sich im Handling nichts. Sie können iSIMs typischerweise mit denselben Tools administrieren wie bisher andere SIM-Karten auch. Das liegt dann aber in der Hand der Mobilfunknetzbetreiber mit ihrem Angebot zur Verwaltung und Analyse von SIM-Karten, das sie ihren Kunden zur Verfügung stellen.
Redaktion: Der Mobile World Congress 23 ist gerade erst vorbei. War die iSIM dort bereits Thema?
Steinmeier: Ja, das Interesse an dem Thema war groß. Die Vorteile interessieren viele Unternehmen. Die ersten Einsätze in der Praxis laufen. Wir sind davon überzeugt, dass die iSIM ihre Vorteile in vielen Funktionen ausspielen und deshalb zum Einsatz kommen wird.